Montag, 25. Januar 2010

27.12.2009 - 17.01.2010 Äthiopien

Äthiopien2009_20100000

Vieles haben wir über Äthiopien gehört und gelesen. Es wurde vor Steine werfenden Kindern gewarnt, die aufdringlichen Bettler seien eine wahre Plage hiess es. Man müsse sich vor den vielen Landminen in acht nehmen. Und so weiter und so fort.

Am 27.12. passieren wir bei Gallabat die Grenze zwischen dem Sudan und Äthiopien. Okay, dieser Grenzposten ist wirklich nicht der am besten organisierte den wir je gesehen haben. Nach drei Stunden Haus - respektive Hütten - hopping sind unsere Namen, mitsamt allen anderen wichtigen Daten, im dicken äthiopischen "Zollbuch" eingetragen. Bei der ersten Möglichkeit halten wir an und tränken unsere, nach kühlem Bier dürstenden Kehlen. Eine Wohltat...

Kurz darauf schlagen wir uns in die Büsche - sollte man eigentlich tunlichst vermeiden - weil viele nervenden Kinder überall. Wir tun es trotzdem und finden für unsere Büssli und den Ländy von Armand und Martene ein nettes Plätzchen für unser erstes Bushcamp in Äthiopien.

Kurze Zeit sind sie da, die Kinder...

... sie stören aber nicht im Geringsten und lassen sich auch ziemlich einfach ablenken. Duschen und weitere "Geschäfte" lassen sich so einfach erledigen. Einzige Bedingung ist, dass man mindestens zu zweit unterwegs ist. Alleine wird die Ablenkungstaktik wohl eher schwierig;)...

Als unser "Schweizer-Photi-Büechli", die Karten und Reiseführer eingehend begutachtet worden sind und es eindunkelt verabschieden sich die Kinder.

 

Die Fahrt nach Gondar ist vor allem für unsere Augen eine Wohltat. Haben wir doch seit Syrien meist nur eine Farbe - sandgelb - gesehen, fahren wir nun durch eine immer grüner werdende Landschaft. In Gondar angekommen müssen wir feststellen, dass in unserer geplanten Unterkunft (Belegez Hotel) kein Platz mehr für uns ist. Wir werden ins Terara Hotel geführt. Dort verbringen wir eine Nacht, die anderen "Besucher" - immer paarweise - nur eine Stunde. Wieso auch immer;)....

 

Wir besuchen den "Gemp" und lassen uns die "Dasheen-Bierbrauerei" zeigen bevor wir weiter an den Tanasee fahren. Im "Tim&Kim-Village" in Gorgora (sehr empfehlenswert) bleiben wir eine Weile und stossen mit einigen anderen Travellern auf ein gutes, neues Jahr an. Über Bahir Dar - wo wir zwei Nächte bleiben und unsere Vorräte aufstocken - fahren wir weiter Richtung Lalibela. Dort kommen wir das erste Mal mit der chinesischen "Strassenbau-Kunst" in Berührung. Warum die äthiopischen Strassenarbeiter (unter Anleitung der - stets strohhut- und sonnenbrillentragenden - Chinesen) nicht einen Strassenabschnitt nach dem anderen asphaltieren, sondern überall und immer ein bisschen am "werkeln" sind, entzieht sich unserer Kenntnis. So schlängeln wir uns von einer Umleitung zur nächsten. Die Busse berühren nur ab und zu den schwarz glänzenden, seidenfeinen Teer.

 

Pünktlich zur äthiopischen Weihnachstfeier - jeweils am 7.1.in unserer Zeitrechnung - treffen wir in Lalibela ein. Tausende, abertausende Pilger, eine "Kirchenlieder"-Dauerbeschallung die alle Muezine, welche wir auf unserer Reise bisher gehört haben, bei weitem übertreffen. Ein Gaudi...

 

Auf der Weiterfahrt Richtung Dessie - zeitweise auf mehr als 3300 Meter über Meer - fahren wir durch eine eindrückliche, regenwaldartige, Landschaft. Dort angekommen wollen uns die Betreiber eines staatlichen Hotels nicht in unseren Bussen übernachten lassen obwohl wir uns bereit erklären zwei Zimmer zu bezahlen. Okay, wir checken ein, bezahlen und...

 

... schlafen in unseren Bussen;).

 

In Addis Abeba angekommen - nach einer weiteren Nacht Bushcamping (wurden von einem Kalaschnikov tragenden Mann geweckt, welcher mit uns Kaffee und eine Zigarette teilte) - treffen wir ein weiteres Mal auf "altbekannte" Traveller. Afrika ist klein... Addis ist super, wir essen im "Cottage" (Restaurant mit schweizer Küche) Wurst-Käsesalat, Zürigschnätzlez mit Röschti und weitere leckere Dinge aus der Heimat, holen uns das Kenia-Visum (welches es scheinbar nicht mehr an der Grenze geben soll = wir haben an der kenianischen Grenze nicht nachgefragt und können daher keine aktuelle Info geben. Sorry.), reinigen die Motoren unserer Busse und lassen "Walters" Heckträger moyale-marsabit-tauglich schweissen. "Wim's Holland House" ist echt ein guter Platz in Addis. Leckeres Essen, gutes Bier und faire Preise lassen uns dort 4 Nächte bleiben.

 

Am Lake Langano spannen wir das erste Mal auf unserer Reise die Hängematten, geniessen den wunderschönen Platz, werden zu Laien-Ornitologen und zu Voyeuren als sich eine südafrikanisch/australische Fahrgemeinschaft, welche erst im Dunkeln ankommt, mit mal so eben tüchtig im Sandstrand einbuddelt. Schadenfreude ist eben doch die schönste Freude;)...

Zwei Tage später -am 17.1. einem Sonntag - erreichen wir Moyale. Die Grenze zu Kenia. Hier musste zumindest ich mich das erste und einzige Mal in Äthiopien ein bisschen nerven. Die Grenze ist offen, die Pässe kriegt man aber erst nach einer ausgiebigen Mittagspause der Beamten (11 bis 15 Uhr) ausgestempelt. Einen Zöllner sucht man aber vergebens. "Studenten" bieten ihre Dienste an und bringen einem - gegen Bezahlung natürlich - zum Zöllner der einem dann die Zolldeklaration fürs Auto abnimmt. Ein kleiner Tipp für Traveller mit eigenem Fahrzeug: Das Carnet braucht es für Äthiopien nicht. Also beim Grenzübergang gar nicht erst einstempeln lassen. Dieses kriegt man offenbar auch mit Bezahlung an einem Sonntag nicht ausgestempelt. Noch einfacher ist es natürlich wenn man zwischen Montag und Freitag ausreist;)....

Unser Fazit: Einundzwanzig Tage, viel länger als wir erwartet haben, waren wir in Äthiopien. Jeder Tag war es wert...

Alles Liebe und you you you...

Caro und Marcel

PS: Unser Bussli hat ausser einem "Eselschiss" nichts abbekommen. Ob es einfach nur Glück war oder weil wir bei "Kindersichtung" immer präventiv gewinkt haben und sie mit Steinen in den Händen schlecht zurück winken konnten. Wir wissen es nicht...