Dienstag, 29. Dezember 2009

14.12. - 27.12.2009 Sudan

Am 14.12. pünktlich um 08.30 Uhr sind wir am Hafen von Assuan um uns - wie von Herrn Saleh empfohlen - einen der raren Deckplätze auf der Fähre nach Wadi Halfa zu sichern. Nach kurzem Warten durften die wenigen Touristen - also auch wir - um etwa 10 Uhr die Fähre in Beschlag nehmen. Wir richten es uns gemütlich ein und harren der Dinge... Wir harren und harren...

... bis die Fähre - inzwischen zum Bersten voll - um 18 Uhr ablegt;). Unsere Plätze müssen wir nur zweimal kurz verlassen. Das erste Mal um den Betenden Platz für das Abendgebet zu machen, das zweite Mal um uns das Nachtessen zu holen. In den acht Stunden Wartezeit im Hafen von Assuan haben wir gesehen, dass kistenweise gegrillte Pouletschenkel eingeladen wurden. Wir freuten uns also auf Chicken und waren alsbald ein wenig enttäuscht als wir in unseren Gefängnis-Fressnäpfen "nur" eine Portion Foul geklatscht kriegten;).

Begleitet von vielen "Ahhs" und "Ohhs" - Caro's waren die lautesten ;) - genossen wir die unzähligen, extrem langen Sternschnuppen des "Geminiden-Meteoriten-Sturms" (einer dieser Meteoren schlug ein paar Tage vorher auf der "Eisenbahnroute" zwischen Wadi Halfa und Khartoum ein). Ein echt atemberaubendes Schauspiel...

Ziemlich ausgeruht erreichen wir am 15. Dezember Wadi Halfa. Die Zollkontrolle ging sehr zügig von statten. Herr Maghdi - das Pendant von Herrn Saleh in Assuan (auch an ihm führt kein Weg vorbei will man mit dem eigenen Fahrzeug in den Sudan einreisen) - beschleunigt das Prozedere und setzt uns auch gleich - ungefragt natürlich ;) - im Nile Hotel ab (Wird wohl das Hotel eines Cousins/Onkel/Bruder etc. gewesen sein). Uns wird Hoffnung gemacht, dass die Autos schon am nächsten Tag ankommen sollen. Wir wollen es nicht so recht glauben und haben Recht damit.

Es wird "Übermorgen". Kein Problem, in der Zwischenzeit testen wir uns durch die Gerichte der umliegenden Restaurants, ich lasse mir die Haare wieder einmal schneiden, wir versuchen alle Tees und Kaffees der "Teefrauen", geniessen die frittierten Teigballen (Miniberliner, leider ohne Füllung;)) und vertreiben uns die Zeit lesend und quatschend.

Am 17. Dezember kommen dann die Autos mit dem Ponton an. Vor lauter Freude schliesse ich nach getaner Entladearbeit die Fahrzeugschlüssel im Elk ein. Kein Problem. Achim braucht nur drei Dinge um den Elk zu öffnen. Einen Schraubenzieher, ein Stück Draht und ein Geschirrtuch (dieses braucht er aber auch nur um den wunderschönen, gelben Lack nicht zu beschädigen. Wo er diese Fertigkeiten her hat...

... I don't care;).

Noch pragmatischer geht da "Lupo" ans Werk. Er fragt im breiten Innerschweizer Dialekt "Marcel, chunsch du übr d'Heckklappe au in Charre?" Okay, ich hab mich voll zum Affen gemacht...

... und in Assuan offensichtlich nur 4 der 5 Schlösser geschlossen;). Also, vielen Dank Achim und "Lupo";)!

Wir bleiben noch eine Nacht in Wadi Halfa. Schlafen aber nicht mehr im Nile Hotel sondern wieder in unseren "vier Wänden". Am nächsten Morgen fahren wir - Caro sitzt seit Langem wieder einmal am Steuer da ich mich gerade extrem unpässlich gefühlt habe. Wird wohl am nicht ganz durchgebratenem Köfte des Vorabends gelegen haben;)... - am Nil entlang Richtung Dongola und übernachten bei einer Tankstelle. Uns fällt auf, dass die Sudanesen ausnahmslos freundlich, zuvorkommend und darauf bedacht sind die in unserem Kulturkreis eher negative Meinung über ihr Heimatland zu korrigieren. Wir geniessen das Gefühl nicht bei jedem Einkauf übers Ohr gehauen zu werden.

Wie "Captain Ballantyne" im Roman "Der Stolz der Nubier" von Wilbur Smith kürzen wir die Schlange (der Nil beschreibt in diesem Teil des Sudans ein S) ab und fahren durch die Wüste über Jebel Barkal (heiliger Berg) zu den Pyramiden von Meroe. Dort finden wir einen weiteren wunderschönen Übernachtungsplatz mit einer eigenen "Hausdüne" von welcher man einen gigantischen Blick auf die Grabmäler der nubischen Pharaonen der 25.Dynastie hatte.
Khartoum ist nicht mehr weit, wir haben Zeit und östlich von uns liegt ein grosser Sandkasten mit weiteren Sehenswürdigkeiten des Sudans. Musahwarat mit dem "Lions Temple" sowie Naqa. Der "Lions Temple" war echt sehenswert. Zu Naqa kann ich leider nichts sagen. "Walter" hatte genug "gesändelt" für einen Tag und verweigerte sich vor einem Wadi voller Weichsand;). Macht nichts, mit Buddeln und Stossen kommen wir rückwärts wieder raus und geniessen einen weiteren Sonnenuntergang sowie einen sagenhaften Sternenhimmel beim "Wildcampen" im Sudan.

Am 22.12. kommen wir in Khartoum an und machen es uns im "Blue Nile Sailing Club" gemütlich. Direkt am blauen Nil gelegen, genossen wir das stetige Lüftchen im Schatten der Bäume. Schatten hatten wir auch echt nötig. Temperaturen knapp unter 40° Celsius ein paar Tage vor Weihnachten. Am nächsten Tag trudeln auch noch die Franzosen ein. Martene und Armand bleiben, Eric und seine Familie suchen sich eine günstigere Bleibe.

Wir besuchen das Grab des Mahdi und das Haus des Kalifen in Omdurman. Im Haus des Kalifen wurde ein kleines, aber feines, Museum eingerichtet welches die Belagerung Khartoums durch die Truppen des Mahdis Ende des 18. Jahrhunderts zum Thema hat. Hier merken wir zum zweiten Mal, dass Wilbur Smith seine Romane sehr gut recherchiert. Finden wir doch den Namen "Ballantyne" und weitere, verblüffende Übereinstimmungen wieder...
Den Abend des 24. Dezember verbringen wir bei einem leckeren - aus der Schweiz mitgebrachten - Fondue. Im Hintergrund dröhnen die immer gleichen Weihnachtslieder aus den Lautsprechern der nahen römisch-katholischen Kirche. Uns soll es egal sein;)...
Geschenke gab es dieses Jahr nur für den Elk. Er bekam in Khartoum das volle Beauty-Programm Es wurden die mitgeführten neuen Dämpfer eingebaut, das Öl gewechselt und die Nippel geschmiert;)...

Immer am Freitag veranstalten die Mitglieder des "Blue Nile Sailing Club" eine Regatte. Auch heute suchten sie unter den anwesenden Reisenden Crewmitglieder. So kommen wir in den Genuss eines fast 4-stündingen Segeltörns auf dem blauen Nil. Vielen Dank! Caro, Sabrina und Gianni haben sich dann noch mit Martene die tanzenden Derwische beim Grab des Hamed al-Nil angeschaut.

Am Abend erfahren wir ein weiteres Mal die Gastfreundschaft der Sudanesen. Wir werden zum Nachtessen eingeladen. Das Lamm - das einige Stunden vorher, zur Feier der Anschaffung neuer Segelboote, gleich hinter unserem Bus geschlachtet wurde - schmeckte vorzüglich. Zur Krönung dieses Abends fand noch eine Flasche gegorenen Traubensaft den Weg zu uns. Wie dies geschehen ist, darf ich aus Diskretionsgründen hier nicht erwähnen. Es hat uns aber nur ein Gläsli "Kirsch" gekostet;)...
Wir wollen die Gastfreundschaft der Clubmitglieder nicht überbeanspruchen (auch am Samstag wird wieder ein Lamm geschlachtet - dieses Mal weil man neue Jet-Skis angeschafft hat. No joke;)!). Wir wurden wieder eingeladen - das Lamm würde auch bestimmt anders zubereitet...
Trotzdem...

... wir verlassen Khartoum und fahren Richtung äthiopische Grenze. campieren noch einmal unter den Sternen des Sudans.

Fazit zum Sudan. Wir haben die Zeit in diesem Land sehr genossen. Haben keine schlechten Erfahrungen gemacht (ausser, dass wir uns beim Service des Elk's wohl doch übers Ohr hauen haben lassen. Anfängerfehler;)). Sind ausnahmslos hilfsbereiten, gastfreundlichen Menschen begegnet. Wir wissen aber auch, dass wir nur einen sehr kleinen Teil des Sudans gesehen haben. Alles südlich - vorallem südwestlich von Khartoum haben wir bewusst ausgelassen.

Alles Liebe
Caro und Marcel - die sich auf das mildere Klima in Äthiopien freuen;)!

PS: Die Bilder folgen...
... das Internet-Cafe in Gondar ist uns ein wenig zu gemuetlich;)!

Donnerstag, 10. Dezember 2009

13.11. - 14.12.2009 Ägypten

Die Ägypter habe sie erfunden, die Bürokratie. Ganz bestimmt... Das erste Mal in Berührung kamen wir damit bereits auf der Fähre. Entgegen anders lautenden Informationen bekommt man das Visum für Ägypten nicht mehr bereits auf der Fähre. Dafür wird einem der Pass abgenommen und man kriegt einen - unseren ersten beim Einreiseprozedere - Zettel in die Hand gedrückt.

Im Hafen von Nuveiba ging die Zetteljagd munter weiter. Wir wurden von Schalter zu Schalter geschickt, machten haufenweise Kopien und drückten das eine oder andere Pfund ab. Bürokratie ist halt teuer. Wir werden es im Laufe der Reise durch Ägypten noch ein weiteres Mal erleben. Zweieinhalb Stunden - und gefühlte fünf zu Papier verarbeiteten Bäumen später - sind wir durch. Wir haben Afrika erreicht (obwohl die Sinai-Halbinsel ja noch nicht zum afrikanischen Kontinent gezählt werden darf).

In Dahab verbringen wir im Marin Garden Camp 4 relaxte Tage und Nächte. Geniessen die saubere Unterkunft, Bedouinen-Food, leckere Mangos und die Annehmlichkeiten eines touristischen Ortes. Auf dem Weg nach Ras Mohammed - dem Nationalpark am südlichen Ende der Sinai - machen wir Halt in Naqb (Sharm el Sheik). Wir besuchen meine (Marcel) Eltern die dort eine Woche Urlaub machen. Im Tropicana Sea Beach Resort geniessen wir die vollen Buffets in noch volleren Zügen. Vergnügen uns am Pool und plaudern über Erlebtes und Geplantes. Mueti und Vati, märci villmal;)!

Als wir das Hotelgelände verlassen wartet Adam - der Parfümverkäufer - schon sehnsüchtig auf uns. Ich habe ihm am Vorabend hoch und heilig versprochen - ein Mann ein Wort - dass wir mit ihm einen Tee trinken. Er versucht uns - kurz nachdem unsere Teegläser geleert sind - seine Essenzen zu verkaufen. Ich erinnere ihn daran, dass ich ihm gestern auch versprochen habe, dass er mit uns keine Geschäfte machen wird. Ich zitiere seinen Lieblingssatz - "ein Mann ein Wort" - ein weiteres Mal und das Thema ist erledigt;)...

 

Ras Mohammed ist wunderbar, das totale Kontrastprogramm zu Sharm. Wir tauschen Luxustoilette gegen Knebel-WC, Morgenbuffet gegen trockenes Fladenbrot. Nur die landenden Flugzeuge erinnern uns ab und zu, dass wir immer noch in der Nähe von Sharm sind. Wir schnorcheln im fischreichen, wunderbar klaren Wasser, lesen und geniessen die Sonne.

Auf der Fahrt nach Cairo machen wir in Ras al Sudr einen Stopp. Dort waschen wir unsere Busse nach sechs Wochen ein erstes Mal. Sie hatten es definitiv nötig. Ebenso nötig haben wir Gas. Haben wir doch nicht wie gedacht zwei fast volle sondern eben eine halbvolle (nun leere) und eine leere Gasflasche spazieren gefahren. Anfängerfehler...;)!

Die Fahrt nach Cairo war äusserst spannend. Wir liessen uns auf der Ringroad - eigentlich 3spurig aber ohne Probleme auf 5 Spuren ausbaubar - von links und rechts (gleichzeitig) überholen, verfahren uns auf der Suche nach einem Camping den es gar nicht mehr gibt in den engen Gassen, finden auf dem Weg zum nächsten Camping die Auffahrt auf die Ringroad nicht und machen eine Schlaufe (nume es Stündli Fahrt;)!) durch die Kleefelder Cairos, werden von einem Gemüsehändler abgezockt bis wir endlich im Salma Camp ankommen. 

In Cairo bleiben wir acht Nächte. Wir beschaffen uns die Visa für den Sudan und für Äthiopien, lassen unser Gas auffüllen, bekommen gute Tipps von Travellern. Danke Johanna und Anselm für die Gasflasche (mit drei vollen machen wir es sicher bis SA), danke Lutz für den leckeren Latte Machiato (wir freuen uns auf den Nächsten;)). Natürlich besuchen wir auch das ägyptische Museum und die Pyramiden von Giseh. Ah ja, bevor ich es vergesse...

... in diesen acht Tagen macht Gianni eine AA/OB (akute anale/orale Bulemie) durch. Der "Pfiffmaster-Orden" hat also einen neuen Träger.

 

Bevor wir Cairo Richtung weisse Wüste verlassen füllen wir unsere Vorräte im Carrefour. In Bawiti machen wir den ersten Halt. Wir übernachten im "Ahmeds Place" etwas ausserhalb. In Bawiti wollen wir auch unseren ägyptischen Fahrausweis verlängern. Dieser gilt nämlich nur bis zum 12.Dezember und unsere Fähre fährt erst am 14ten. Eine Überschreitung zieht eine saftige Busse (300USD) nach sich. Leider bekommen wir in Bawiti die Info, dass sich die Fahrerlaubnis nur in Cairo beim "Car Custom Office Koord: xxxxxx) verlängern lässt. Wir stehen vor der Frage nach Assuan fahren und eine Busse riskieren oder 370km zurück nach Cairo um die Papiere zu verlängern.

Wir fahren zurück nach Cairo um den Papierkram zu erledigen. Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 9 Uhr vor dem Car Custom Gebäude. Was wir in den nächsten fünf Stunden durchmachen, toppt alle Grenzübergänge, die wir bisher erlebt haben. Fünf Stunden - also doppelt so lange wie wir für den regulären Grenzübertritt benötigten - dauert das Prozedere....

... gekostet hat es - neben Nerven - ratet mal...

genau 300USD;)! Egal, wir reden uns ein, dass der Ärger in Assuan grösser gewesen wäre und kehren Cairo endgültig den Rücken/das Heck zu.

Die nächsten Tage fahren wir durch die verschiedenen Oasen der Western Desert, baden in den heissen Quellen von Farafra, geniessen die "Fast-Vollmond-Nächte" in der weissen Wüste, lassen und von Ebeyda - dem Beduinen-Touri-Guide - zum Tee einladen, geniessen ein reichhaltiges Beduinen-Nachtessen in unserem Camp in El Qasr überholen auf der Fahrt nach Kharga Pascal - den nach Südafrika radelnden Schweizer, tauschen unser Zelt gegen sein defektes, treffen Oli und Alex (die deutschen Mopedfahrer, die wir in Cairo kennen gelernt haben) wieder und fahren gemeinsam Richtung Assuan. Hier verbringen wir nun die letzten Tage vor der Verschiffung nach Wadi Halfa - Sudan.

Wir wünschen euch allen eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins 2010!

Alles Liebe

Caro und Marcel